Wenn Sie in Zukunft mehr Spaß am Spiel und weniger Frust auf dem Platz haben wollen, gibt es in meinen Augen keine wichtigere Entscheidung als die, welcher Golfspieler Sie aktuell sein wollen.
Wenn ich weiß, was für ein Golfer ich sein will, dann weiß ich auch, wie viel Zeit und Geld ich investieren muss, um dieses Ziel zu erreichen.
Golfmental Trainer Martin Schütt
Allein durch diese grundsätzliche Entscheidung kann ich meine innere Haltung zum Spiel ändern und auch die Frage klären, ob ich mit dem einen oder anderen Socket oder Hook leben kann (und muss) oder eher nicht. Je tiefer ich mit meinem HCP im Golf kommen möchte, umso höher ist auch mein Trainingsaufwand. Was erst einmal logisch klingt, heißt aber nicht, dass es so auch von jedem verstanden wird. Um ein Beispiel zu nennen: Viele meiner Kursteilnehmer beklagen sich darüber, im Putten schlecht zu sein und zu viele 3- Putts zu spielen. Wenn ich dann frage, wie viel Zeit sie beispielsweise bei einem 60-minütigen Training ins Putten investieren, lautet die Antwort sehr häufig: 15 Minuten.
An dieser Stelle wird jeder von Ihnen, der diese Zeilen liest, genauso den Kopf schütteln wie ich, denn 15 Minuten Puttraining reichen natürlich bei weitem nicht aus, um effektiv eine Dreiputtschwäche zu verringern. Dazu kommt oft noch, dass das „Training“ daraus besteht, zwei bis drei Bälle zu nehmen, sich ein Loch zu suchen und dieses eine Viertelstunde lang zu bespielen – in der Regel von der gleichen Position aus, ohne Spielroutine und ohne eine Übung, die am Ende zeigt, wie erfolgreich das Training war. Es wird also weder die nötige Zeit in eine sinnvolle Übung noch in eine Trainingskontrolle investiert, aber im Gegenzug erwartet, dass sich die Dreiputtstatistik verbessert.
Nach dem Motto: Die Hoffnung stirbt zuletzt …
Diese Form des Trainings lässt sich fortführen im Kurzspiel beim Chippen oder im sinnlosen Draufhämmern auf der Driving Range, wo ein 25-Bälle-Eimer gerne in weniger als 5 Minuten entleert wird. Das Training im Bunker oder am Hang fällt oft völlig flach oder wird vernachlässigt, weil es schwierig ist, keinen Spaß macht und der Erfolg überschaubar bis nicht vorhanden ist.
Grundsätzlich ist minimales Training, wenn man es so nennen will, absolut nicht verwerflich, denn für die meisten von uns ist Golf eben ein Freizeitsport und keine Kaderschmiede für die PGA-Profis von Morgen. Aber man muss sich dann auch darüber im Klaren sein, dass ein bescheidener Zeitaufwand und vor allem mangelnde Effizienz beim Training dem Sprung vom hohen zum tiefen HCP diametral entgegenstehen.
Vielen ist das leider nicht klar. Und wenn dann der HCP-Sprung nach unten nicht gelingt, kommt Frust ins Spiel und die Bereitschaft sinkt, überhaupt noch zu trainieren: „Es bringt ja doch nichts“, heißt es dann.
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Besonders dann, wenn Sie wenig Zeit haben, ist es wichtig, effizient zu trainieren und sich einen Plan zu machen, was konkret in der knappen Zeit trainiert werden soll.
Mit dieser Überlegung haben Sie bereits mit einem wichtigen Teil des mentalen Trainings begonnen: der klassischen Vorbereitungsphase.
Während Ihrer Vorbereitung machen Sie sich vorher darüber Gedanken, was Sie konkret trainieren wollen und führen darüber im günstigsten Fall sogar ein Trainingshandbuch oder auf dem Smartphone eine Statistik-App, um Ihre Fortschritte zu verzeichnen. Dann legen Sie in einem Zeitplan fest, wie viel Zeit Sie investieren möchten und können, und suchen sich die richtigen Übungen für Ihr angestrebtes Ziel heraus. Dafür nehmen Sie entweder ein Golfbuch zur Hand oder Sie fragen Ihren Pro. Allein durch Ihr planvolles Vorgehen und das konkrete Nachdenken darüber, was im Training geschehen soll und welche Ergebnisse Sie damit erzielen wollen, haben Sie die ersten wichtige Schritte in die Wege geleitet, um Ihrer Golfkarriere einen positiven Schub nach vorne zu geben. Probieren Sie es aus und Sie werden feststellen, dass sich Ihr neues Training auf dem Platz sichtbar auszahlen wird.
Natürlich muss niemand so trainieren, aber wenn Sie ihr Training nicht effizient und nach Plan gestalten, wird sich an Ihrem Spiel nicht viel zum Positiven verändern. Ein geniales Golfspiel, das plötzlich aus heiterem Himmel und ohne eigenes Zutun auf Sie herabfällt, können Sie nicht erwarten. Für einen Freizeit- und Wochenendgolfer mag ein Training ohne Plan und Kontrolle völlig in Ordnung sein, nur sollte Ihnen dann bewusst sein, dass Sie sich dafür entscheiden, Golf als Hobby zu betreiben und auch die entsprechenden Ergebnisse im Turnier abzuliefern. Etwa 69 Prozent aller aktiven Golfer in Deutschland haben ein Handicap von 26,5 bis 54 ohne erhöhten Trainingsaufwand erreicht. Das ist absolut in Ordnung, aber Sie sollten nicht frustriert sein, wenn der 3-Putt dann gelegentlich zu Ihrem Spielrepertoire gehört.
Wer zu den restlichen 31 Prozent mit einem besseren Handicap gehören will, muss mehr tun, als nur Bälle zu schubsen. Wer auch nur halb so gut wie ein Berufsgolfer (HCP 0) werden will, sollte mit circa 15 Stunden Training pro Woche rechnen und das unter kontinuierlicher Anleitung. Ich schreibe das so explizit und gnadenlos, weil viele Freizeitgolfer sich mit Golfathleten vergleichen, die diesen Aufwand betreiben, und davon träumen, genauso gut spielen zu können wie sie – aber für dieses Ziel maximal nur 1 bis 2 Stunden pro Woche ins Training stecken.
Nur 16 Prozent aller Golfer sind mit einem Handicap unter 18,4 gesegnet und gehören m.E. zu den angehenden Turniergolfern mit Wettkampfambitionen. Golfspieler die „Golf als Hobby“ so weit hinter sich gelassen, dass Sie gedanklich morgens schon beim Aufwachen Golf „atmen“ und in jeder freien Minute auf dem Platz stehen, sind nur 0,63 Prozent und haben ein HCP von 0 bis 4,4
Sie verstehen worauf ich hinaus will:
Es knirscht an allen Ecken und Kanten, wenn Sie in gewissen Sphären mitspielen wollen, ohne in die entsprechende Trainingsleistung zu investieren. Klar sollte auch sein, dass die meisten Berufsgolfer Menschen sind, die bereits als Kinder von etwa 6 bis 8 Jahren angefangen, sehr viel trainiert und sich mit eiserner Selbstdisziplin nach oben gekämpft haben.
Schon für Mittdreißiger ist der Zug zum Profigolfer in der Regel abgefahren. Sicher, der/die eine oder andere bringt auch im etwas fortgeschritteneren Alter die körperliche und geistige Leistungsstärke mit, aber die Frage ist, wer täglich neben seinem Brotjob zum Geldverdienen noch 6 bis 8 Stunden Zeit hat, um zu trainieren?
Nur, damit wir uns nicht falsch verstehen: Nach der Trainingszeit ist noch keine einzige Golfrunde gespielt, um seine Trainingsleistung zu überprüfen. Eine Profikarriere ist ein Vollzeitjob von etwa 30 bis 40 Stunden pro Woche.
Bitte lassen Sie sich an dieser Stelle von meiner Rechnerei nicht erschüttern und auch nicht entmutigen; werfen Sie nicht den Schläger ins Rough und stellen Sie sich vor allem nicht die bange Frage, warum Sie den ganzen Aufwand überhaupt betreiben sollen, wenn Sie voraussichtlich nie so gut spielen werden wie „die da oben“?
Machen Sie sich nicht selbst klein!
Ganz im Gegenteil: Wenn Sie mal in Relation setzen, wie viel Zeit und Geld ein Berufsgolfer in seine Karriere investiert und mit wie viel weniger Zeitaufwand, Ausrüstung und Unterricht Sie auskommen müssen, werden Sie feststellen, dass Sie so gerechnet ein verdammt gutes Golf spielen!
Martin Schütt
Martin Schütt spielt selbst Golf. Die Freude am Spiel hat ihn unter anderem zu der Profession getrieben, als Sportmentalcoach im Bereich Golfsport tätig zu werden. Das ist nun sein zweites Buch und nimmt gerade die Golfeinsteiger und Anfänger an die Hand, um erfolgreich den Weg in den Golfsport zu weisen.
Der kleine Golfmentalcoach
Ein Weg, um zu werden im Golfsport, was Sie sein wollen.
Gutes Golf ist das Ergebnis von selbstverantwortlichem und effizienten Training, technisch wie mental. Mentales Training kann ihr Golfspiel entscheidend verbessern und Sie zu dem niedrigen Handicap führen, von dem Sie schon lange träumen. Möchten Sie wissen, was Sie tun müssen, um besseres Golf zu spielen? Wenn Sie bereit sind für eine Veränderung Ihrer golferischen Perspektive, dann haben Sie jetzt das richtige Buch in den Händen. Das Schlimmste was passieren kann, wenn Sie es lesen, ist, dass Sie etwas grundsätzlich Neues lernen können. Aber seien Sie gewarnt, nur lesen wird nicht reichen: