Die Angst, vor der Angst – Selbstzweifel begegnen und akzeptieren
Mentale Leistung im Golf
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Mentale Leistung im Golf: Zweifel an deinen Zweifeln
Studien zeigen, dass Sportler etwa 60.000 Mal pro Jahr Selbstzweifel haben, was die Bedeutung der mentalen Vorbereitung für die sportliche Leistung unterstreicht.
Der Weg zur Höchstleistung beginnt mit der Erkennung von Druck. Sportler müssen körperliche Empfindungen und emotionale Reaktionen anerkennen, anstatt sie zu unterdrücken. Dieses Bewusstsein schafft Möglichkeiten für sinnvolle Veränderungen und Wachstum in ihrem Spiel.
Der Umgang mit Selbstzweifeln ist ein entscheidender Faktor für sportlichen Erfolg. Timothy Gallweys Forschungen zeigen, dass Zweifel oft aus tieferen Ängsten vor Leistungsergebnissen resultieren. Indem sie die Gültigkeit dieser Zweifel in Frage stellen, können Spieler deren Einfluss auf ihr Selbstvertrauen verringern.
Die Aufmerksamkeitssteuerung ist ein grundlegendes Werkzeug für Leistungssportler. Wenn die Gedanken in kritischen Momenten abschweifen, helfen Konzentrationstechniken wie die kontrollierte Atmung, die Konzentration wiederherzustellen. Profisportler berichten durchweg von Leistungssteigerungen, wenn sie eine klare, fokussierte Denkweise beibehalten.
Nervosität vor einem Wettkampf ist ein Zeichen für eine normale psychologische Vorbereitung. Rafael Nadals offenes Eingeständnis, vor einem Spiel nervös zu sein, selbst nach mehreren Grand-Slam-Siegen, zeigt, dass Spitzensportler diese Gefühle akzeptieren, anstatt sich dagegen zu wehren. Diese Akzeptanz ermöglicht es Golfern, ihre nervöse Energie in eine bessere Leistung umzuwandeln.
Selbstgesprächsmuster haben großen Einfluss auf die Leistungsergebnisse. Sportler profitieren von der Entwicklung unterstützender interner Kommunikationsstrategien. Wenn man mit sich selbst spricht und sich dabei genauso ermutigt wie einen vertrauten Freund, entsteht eine positive mentale Umgebung, die zu Höchstleistungen anregt.
Wer kennt es nicht. Vor dem Turnier auf die Driving Range und jeder Schlag ist eine Katastrophe. Dann soll es an Tee 1 gehen und kurz vorher wurde das Selbstvertrauen in den Boden gestampft.
Am ersten Abschlag steht der Flight und dahinter warten gleich zwei weitere auf ihren Start. Jetzt hat man auch noch Zuschauer, genau das, was man für einen Turnierstart braucht.
Es gibt Golfer, die sind so mental stark, die beeindrucken solche Fehlschläge auf der Driving Range überhaupt nicht. Sie sagen: „…wenigstens hat man vor dem ersten Abschlag, alle schlechten Schläge weggespielt.„
Wer das sagt, der ist entweder mental ein Supermann oder ein guter Lügner. Wer ersteres ist, kann hier aufhören zu lesen, der Rest geht am besten zum nächsten Absatz über.
Selbstzweifel als Mentaltrainer kenne ich auch und vor circa zehn Tagen, hatte ich die auch. Ich habe auf meiner Urlaubsreise einen Golfausflug gebucht und folgende Punkte standen bei mir auf der mentalen Minusseite:
- Das letzte Mal einen Schläger vor 4 Wochen auf der Driving Range geschwungen
- Das letzte Mal eine 18 Loch Runde Ende Oktober´22 gedreht
- Für den Ausflug gab es Leihschläger, die zwei Inch kürzer waren, als meine Schläger und ungefittet
- Unbekannter Platz, direkt an der Steilküste gelegen und viel Wind war zu erwarten
Ja, geht besser würde ich sagen, um eine gute Runde zu spielen, zumal ich knapp € 200.- für die Runde ausgegeben hatte, war dann ein zusätzliches Pfund mentaler Ballast. Wer setzt schon gerne so viel Geld in Sand und ärgert sich dann auch noch über eine schlechte Runde?
Was tun, sprach Zeus? Noch keinen Schlag getan aber schon jetzt Angst davor, eine miese Runde zu spielen. Als Golfer und Mensch, der ich bin, war ich mir nicht so sicher, ob es so klug war diesen Ausflug zu buchen und dass es eine gute Runde werden würde. Doch als Mentaltrainer und als jemand, der die mentalen Mechanismen kennt, sich trotzdem in eine gute mentale Verfassung zu bringen, fällt es mir natürlich leichter, solche Widrigkeiten zu schultern. Was also kann ein Golfspieler tun, der Angst davor hat, eine schlechte Runde zu spielen und dessen Selbstzweifel die Oberhand zu gewinnen drohen?
Wenn ich schreiben würde, mein Vorschlag passt für alle, dann wäre es gelogen, denn jeder von uns reagiert auf Schwierigkeiten anders, aber es gibt Grundregeln, an denen man sich entlanghangeln kann:
- Wer Angst hat, der verspannt sich und angespannte Muskeln und Sehnen können sich nicht optimal entfalten. Eine gute Wahl wäre es dann, sich auf der Driving Range optimal aufzuwärmen und wer eine kennt, Atemtechnik anzuwenden, die den Puls / Geist / Körper beruhigt.
- Aus dem Bag sucht man sich 4–5 Schläger, die einem vertraut sind und davon überzeugt ist, mit denen kann nicht viel schiefgehen. Bei mir war es der Putter, ein Hybrid für den Abschlag, mein PW und E8. Der Rest würde erst ins Spiel kommen, wenn ich merkte, es läuft eigentlich ganz gut.
- Einen kleinen Spielplan entwerfen und die persönliche Routine, noch auf der Driving Range, durchspielen. Was uns Menschen an Sicherheit gibt, ist eine Routine, die wir im Schlaf beherrschen.
- Auf der Scorecard sich die Längen ansehen und feststellen, anhand des HCP, welche es zu erreichen gilt. Wenn ich feststelle, ich muss bei dem längsten Loch gerade einmal 125 Meter weit schlagen, dann kann ich es meiner durchschnittlichen erreichbaren Länge gegenüberstellen und erkennen, dass es weit unter dem ist, was ich sonst schlagen muss. Ich bin also weit weniger gefordert, als mir die Bahn in der Gesamtlänge abfordert.
- Am Abschlag und jeden weiteren Abschlag dann die komplette Routine durchgehen und beibehalten. Am Spielplan festhalten, die Schläge spielen, die ich kann, die Weiten einhalten und keine Experimente.
Zugegeben, am ersten Abschlag fiel mir ein kleiner Stein von Herzen, als mein Ball sauber auf dem Fairway zur Ruhe kam und mir dabei circa zehn fremde Personen zusahen. Aber und das ist das wichtige, um zu verstehen, warum mein Ball sauber auf dem Fairway zur Ruhe kam:
Ich habe mich an meine Routinen gehalten und ihnen vertraut, so wie ich jeden Morgen in mein Auto steige und darauf vertraue, sicher an mein Ziel zu gelangen. Gutes Golf ist langweilig, denn gutes Golf heißt, seine persönliche Routine abspielen und mit jedem Schlag mehr an Sicherheit, Konstanz und Zuversicht zu gewinnen.
In diesem Sinne, keine Angst vor der Angst – sondern sich klarmachen, was Sie können und bereits in der Vergangenheit geleistet haben, um bis hierhin zu gelangen.
Martin Schütt
Martin Schütt spielt selbst Golf. Die Freude am Spiel hat ihn unter anderem zu der Profession getrieben, als Sportmentalcoach im Bereich Golfsport tätig zu werden. Das ist nun sein zweites Buch und nimmt gerade die Golfeinsteiger und Anfänger an die Hand, um erfolgreich den Weg in den Golfsport zu weisen.
Der kleine Golfmentalcoach
Ein Weg, um zu werden im Golfsport, was Sie sein wollen.
Gutes Golf ist das Ergebnis von selbstverantwortlichem und effizienten Training, technisch wie mental. Mentales Training kann ihr Golfspiel entscheidend verbessern und Sie zu dem niedrigen Handicap führen, von dem Sie schon lange träumen. Möchten Sie wissen, was Sie tun müssen, um besseres Golf zu spielen? Wenn Sie bereit sind für eine Veränderung Ihrer golferischen Perspektive, dann haben Sie jetzt das richtige Buch in den Händen. Das Schlimmste was passieren kann, wenn Sie es lesen, ist, dass Sie etwas grundsätzlich Neues lernen können. Aber seien Sie gewarnt, nur lesen wird nicht reichen:
„Es nützt nichts, jemanden eine Brücke zu bauen, wenn er gar nicht auf die andere Seite will.„
Autor unbekannt